Epica - Consign To Oblivion

Epica - Consign To Oblivion
Symphonic Metal
erschienen am 21.04.2005 bei Transmission Records
dauert 52:42 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Hunab K’u
2. Dance Of Fate
3. The Last Crusade
4. Solitary Ground
5. Blank Infinity
6. Force Of The Shore
7. Quietus
8. Mother Of Light
9. Troís Vierges
10. Another Me “In Lack’ech”
11. Consign To Oblivion

Die Bloodchamber meint:

Ohne Zweifel war “Consign To Oblivion” eines der von mir am meisten herbeigesehnten Zweitwerke im momentanen Musikdschungel, da dessen Vorgänger „The Phantom Agony“ mit seiner unzweifelhaften Hommage an moderne Klassik und mitreißenden Gothic Metal nicht nur bei mir für aufgestellte Nackenhärchen gesorgt hat. Glücklicherweise hat sich an diesem Konzept nicht allzu viel geändert, denn bereits das instrumentale Intro des aktuellen Werkes ruft mit seinem überbordenden Bombast dieselben positive Erinnerungen an geniale Filmsoundtracks a la „Gladiator“ oder „Last Samurai“ hervor. In kürzester Zeit taucht man ab in einen Strudel der überbordenden Gefühle, faszinierenden Fantasiewelten und weitüberlieferten Legenden.
Letztere stammen dabei, wie bereits durch das Cover zu erahnen, aus der mittelamerikanischen Maya-Kultur, die zumindest an Geschichten und Überlieferungen schon von Grund auf jede Menge Inspirationsmöglichkeiten bietet. Viel wichtiger als der lyrische Aspekt ist aber meiner Meinung der musikalische Teil. In der Welt von EPICA verschmelzen auf faszinierende Art und Weise Klassik-Elemente, intensiver Mezzosopran-Gesang und leichte Metal-Elemente. Letztere sind dabei im Vergleich zum Vorgänger zugunsten des Orchesters noch ein wenig weiter in den Hintergrund getreten, so dass sich „Consign To Oblivion“ mittlerweile gänzlich den bekannten metallischen Songstrukturen entzieht. Vielmehr ist die Scheibe als pompöses Musical anzusehen, in dem E-Gitarre, Bass und Schlagzeug nur drei Instrumente unter vielen sind. Selbst die kontrastierenden Grunts werden nicht mehr einfach nur zum Selbstzweck eingesetzt, sondern dienen einzig dem Ausdruck von Wut und Frustration, so dass bis circa zur Hälfte des Albums Sängerin Simone zusammen mit dem EPICA-Chor gänzlich allein das Feld bestreitet und darüber hinaus auch stets das dominierende Element darstellt.
Produktionstechnisch zeigt sich auch dieses Mal wieder das Team um Produzent Sascha Paeth für einen glasklaren und differenzierten Sound verantwortlich. Die Wolfsburger Gate-Studios scheinen sich ja mittlerweile zu einer heißen Anlaufstelle für klassisch orientierte Musik entwickelt zu haben. Da ist es auch nicht weiter verwunderlich, wenn sich kurze Passagen verschiedener Künstler ein wenig ähneln. Insbesondere der mit Gastsänger Roy Khan von KAMELOT veredelte Schmachtfetzen „Trois Vierges“ hätte auch ohne Probleme auf das im letzten Jahr erschienene AINA-Epos gepasst.
Dennoch haben EPICA anno 2005 noch jede Menge frischer Ideen im Kopf, die sie nun in einem weitaus harmonischeren Kontext präsentieren. Gab es auf „The Phantom Agony“ noch eine Handvoll herausragender Einzelstücke, so schöpft „Consign To Oblivion“ seine Kraft aus der dynamischen Gesamtentwicklung, die eine subtile Intensivierung von positiven und negativen Extremen während der Laufzeit nicht verleugnen kann. Obwohl auf dieser Achterbahn der Gefühle der Kitsch nicht gänzlich ausbleiben kann, kann man sich angesichts der in allen Bereichen eh übertrieben auftretenden Musicals nicht weiter daran stören. Wenn dann schlussendlich das fast zehnminütige Titelstück in seinen letzten Zügen liegt, dürfte selbst dem letzten klar geworden sein, dass mit dieser Band vor ein paar Jahren eine echte Bereicherung für die Musikszene entstanden ist.
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