Warten und Rumhängen im Unearth-Land


Interview mit Unearth
Metalcore aus USA - Massachusetts
Auch wenn es weite Teile der Bloodchamber-Redaktion nicht wahrhaben wollen, das dritte Langeisen von UNEARTH aus dem Metalcore-Bundesstaat Massachusetts ist wieder eine fette Mosh-und-Bang-Sause von begnadeten Händen und leidenschaftlichem Geist. Wenn das mal kein Grund ist, Gitarrenakrobat Buz McGrath mit neugierigen Fragen zu belästigen. Da der junge Mann jedoch anscheinend mit Peitschenhieben von der heimischen Poolliege an den Bildschirm getrieben wurde, ist das folgende Interview von einer aufschlussreichen Grundsatzdiskussion über den Sinn des Daseins so weit entfernt wie BC-Kollege Meyer von Seitenscheitel und Circlepit.


„III: In The Eyes Of Fire“ ist rauer und weniger eingängig ausgefallen als der Vorgänger „The Oncoming Storm“. Ihr hättet ja auch auf Nummer Sicher gehen und ein Album aufnehmen können, das massentauglicher ist, so wie viele andere Bands des Genres es tun.


Buz: Wir wollten einfach die brutalste, gewalttätigste Platte aufnehmen, die wir konnten und eben nicht nur einen schnellen Dollar verdienen, indem wir hübsche saubere Gesangsparts einbauen, wie das leider gerade bei vielen Bands der Fall ist.

Diesmal habt ihr euer Album nicht von Adam Dutkiewicz (KSE-Gitarrist und Produzent in Personalunion), sondern von Produzentenlegende Terry Date (Soundgarden, Pantera, Deftones) produzieren lassen. Warum habt ihr gerade ihn für diesen Job ausgewählt und nicht wieder Adam?


Buz: Wir haben unsere letzten beiden Platten von Adam veredeln lassen, und er macht, wie du weißt, verdammt gute Scheiben. Wir haben uns für Terry entschieden, weil er einfach eine Legende ist. Wir wollten, dass das Album ein raues Live-Feeling hat. Außerdem dachten wir, dass wir bei Terry einen anderen Sound bekommen würden, weil er eben nicht unbedingt aus der Metalszene kommt.

Hatte Terry Date großen Einfluss auf das nun zu hörende Endergebnis?

Buz: Nicht wirklich. Er hat nicht den typischen Produzenten-Job gemacht und an den Arrangements herumgeschraubt, wie du dir das vorstellst. Seine Hauptaufgabe bestand darin, die besten Performances aus uns herauszuholen und natürlich das Album zu mixen.

Wie lief das Songwriting ab? Waren die Songs bereits vor den Aufnahmen fertig oder habt ihr im Studio noch viel geändert?

Buz: Die Songs standen zu 90 Prozent, als wir ins Studio gingen. Eigentlich haben wir nur noch einigen Melodien den letzten Schliff verpasst, als wir dort waren.

Ihr habt einen Studioreport gemacht, der vor der Veröffentlichung online bewundert werden konnte und nun einen Platz auf der Bonus-DVD der Limited Edition des Albums gefunden hat.
Wer hatte die Idee dazu? Waren die Aufnahmen wirklich mit so viel Herumhängen und Warten verbunden, wie man es dort sehen kann?


Buz: Es war unsere Idee. Wir wollten was für die Fans machen oder einfach jeden, der sich dafür interessierte, was zu dieser Zeit im UNEARTH-Land passierte. Einfach, damit man sich informieren konnte, wie es mit dem Album voran ging. Und ja, wir mussten viel Warten und Herumsitzen; vielleicht kommt das im Report als ein bisschen langweilig rüber.

Wie bist du überhaupt mit Metal in Berührung gekommen? Welche Einflüsse haben UNEARTH geprägt? Haben die sich mit den Jahren geändert?

Buz: Mein Bruder hat bei mir den Ball ins Rollen gebracht, als er mir seine Deathmetal-Platten vorgespielt hat und auch die frühen Metallica. UNEARTHs früheste Einflüsse waren wohl alte Cave In (Hardcore-Band aus Massachusetts mit Buz’ Bruder Adam an der Gitarre), Undying, Overcast, In Flames und Crowbar. Wir finden immer noch jeden Menge Inspiration beim europäischen Metal, vielleicht auch bei Slayer und Lamb of God.

Manche eurer Songtexte enthalten politische Statements. Findest du es wichtig für einen Musiker, seine politischen Ansichten zu äußern und den Hörern eine Botschaft mit auf den Weg zu geben?

Buz: Ich denke, dass es für einen Sänger oder Shouter wichtig ist, ein Ventil für Dinge zu haben, die ihm/ihr auf dem Herzen liegen. Die Botschaft ist dann eine Erweiterung dieses Instruments.

Ihr kennt bestimmt die großen deutschen Metalcore-Bands Heaven Shall Burn und Maroon, die vegan und Straight Edge leben. Was ist deine Meinung dazu? Könnt ihr euch vorstellen mit Bands auf Tour zu sein, die keinen Alkohol konsumieren?

Buz: Heaven Shall Burn und Maroon kennen wir schon sehr lange, und sie sind wirklich tolle Jungs. Viele Bands, mit denen wir auf Tour sind, haben sich für diesen Lebensstil entschieden, und ich habe noch nie einen einzigen Straight Edger/Veganer getroffen, der irgendwas anderes als nett zu mir war. Also habe ich einen großen Respekt vor dieser Art zu Leben.

Ihr seid fast das ganze Jahr auf Tour. Fühlt man sich da nicht manchmal ausgebrannt und hat Heimweh?

Buz: Ja, manchmal schon. Aber nach jedem Tag hab ich das Gefühl, dass es einfach das ist, wozu wir bestimmt sind. Und mehr Spaß als Toiletten putzen macht es sowieso.

Was für eure deutschen Fans von ganz besonderen Interesse ist: Plant ihr demnächst eine größere Europa-Tour?

Buz: Ja, wir werden auf jeden Fall im November wieder in Deutschland sein und wahrscheinlich nächstes Jahr noch mal.


Ihr habt dieses Jahr das zweite Mal in Folge auf dem Ozzfest gespielt, was für eine Metalband ein großer Erfolg ist. Gibt es noch größere Zukunftspläne für UNEARTH?

Buz: Einfach weiterhin Spaß haben und feiern. Wenn wir das Glück haben, auf noch ein paar mehr große Touren zu kommen, wäre das natürlich fantastisch.

Eine Frage von einem unserer User:
Was ist deine Meinung zum Metalcore-Trend, der in den letzten zwei Jahren zugenommen hat? Wie lange wird es dort noch neue aufstrebende Bands geben, bevor viele Fans zum nächsten Hype überlaufen?


Buz: Ich glaube, die Leute haben langsam keinen Bock mehr auf Metalcore. Hauptsächlich wegen der vielen Imitatoren, die nichts drauf haben. Ich kann mir vorstellen, dass man noch viele Bands fallen sehen wird, aber die, die wirklich was können, werden sich auch noch für lange Zeit halten.

Wie würdest du unsere Leser davon überzeugen, euer neues Album zu kaufen?

Buz: Wenn du ein Fan irgendeines Genres harter Musik bist, wird dich „III: In The Eyes Of Fire“ nicht enttäuschen.

Weise gesprochen.
Danke für das Interview!


Thanks Dude!
-