Harder Than Hell


Interview mit Unearth
Metalcore aus USA - Massachusetts
Die DVD „Alive From The Apocalypse“ ist die jüngste Veröffentlichung der US-Metalcore-Helden UNEARTH. Grund genug, um mit Frontmann Trevor eine kleine Band-Retrospektive vorzunehmen. Neben dem Blick in die Vergangenheit kommen bei dem kleinen Plausch auch rosige Zukunftsaussichten nicht zu kurz: Während hinter den Trommeln bereits ein neuer Mann Platz genommen hat, leuchtet auch bereits ein neues Album am Horizont.


Ihr habt gerade eure erste DVD “Alive From The Apocalypse” veröffentlicht. Erzähl doch mal was über die Idee und Enstehung der DVD!


Trevor: Wir wollten mit dieser DVD zwei Dinge erreichen. Das erste war, den Leuten, die uns noch nie live gesehen haben, zu zeigen, was bei uns abgeht. Keine Spielereien, keine Mätzchen, nur die gute Zeit, die wir Fünf auf der Bühne haben und die die Leute vor der Bühne haben. Kein Schnickschnack, nur eine verdammt gute Zeit!
Das zweite war, zu zeigen, worum es in unserer Band geht. Wer wir sind, woher wir kommen und wo wir hingehen. Die Dokumentation hat viel Zeit und Energie gebraucht, und ist etwas, auf das wir alle stolz sind. Sie wurde von den PANTERA-Homevideos inspiriert, da diese die Band mehr auf einem persönlichen Level zeigen. Wir hatten mit unserer DVD dieselbe Absicht, und haben auch das Gefühl, dass das geklappt hat.

Vielleicht können wir dieses Interview ja auch für eine kleine Retrospektive nutzen:
Würdest du kurz eure bisherigen Alben kommentieren,

“The Stings Of Conscience”:


Das ist unser Fulllength-Debüt, das wir mit Adam D. im Herbst 2000 aufgenommen haben. Für uns war es der erste Schritt dorthin, wo wir jetzt sind. Wir sind alle stolz auf das Endprodukt und was es uns gebracht hat. Es hat uns in die Öffentlichkeit gebracht und uns erlaubt, durch die Welt zu touren.

”The Oncoming Storm”

Das war das Album, das uns zum Durchbruch verholfen hat. Wir haben alle unsere Somgwriting-Fähigkeiten von drei Jahren auf Tour verfeinert und sie auf diese Platte gepackt. Wir haben mit diesem Album unseren Sound definiert und uns in der Metal-Community etabliert. Ich würde sagen, den Fans gefällt es am besten.

“III – In The Eyes Of Fire”

Diese Platte ist einfach brutal von Anfang bis Ende. Wir hatten ein bisschen Angst, uns mit diesem Album etwas von der Seele zu reden, und wir legten Wert darauf, das schnellste, dunkelste und brutalste Album unserer Laufbahn zu veröffentlichen. Es ist nichts für schwache Nerven. Man muss extremen Metal lieben, um mit dieser CD warm zu werden.

Seid ihr immer noch zufrieden mit diesen Alben? Oder würdet ihr mittlerweile etwas daran ändern?

Einen Scheiß würde ich ändern. Wir fühlen uns gut damit, um die Welt zu touren und überall gute Shows zu spielen. Unsere Fans sind großartig und unterstützen uns während unserer Touren. Wir haben zwar keine Millionen Platten verkauft, aber wir sind stolz auf die Songs, die wir geschrieben haben. Unsere Absicht ist nicht, die populärste Band der Welt zu werden, sondern eine respektierte, langlebige Band zu sein, die die Musik macht, die sie will. Wir hoffen, unserer Karriere so lange fortsetzen zu können, bis wir nicht mehr auf der Bühne stehen können.

Gibt es einen UNEARTH-Song, der eine besondere Bedeutung für dich hat?

Eigentlich haben alle Songs eine besondere Bedeutung für mich. Textlich ist der Song “This Time Was Mine” (vom Album „III – In The Eyes Of Fire“…Anm. d. Verf.) für mich besonders bewegend. Dieser Song ist eine Lobrede, die ich für meinen Onkel geschrieben habe. Er wurde von einer schwierigen Krankheit geplagt, was sehr schwer für ihn und alle um ihn herum war. Ich schrieb den Text in seinen Worten, wie er es gesagt hätte, wenn er könnte. Es war sehr emotional, das zu schreiben und aufzunehmen. Ich konnte meine Gefühle kaum zurückhalten.

Was war der beste Gig/die beste Tour, die ihr bisher hattet?

Der beste Einzelgig war für mich das Hellfest 2004 in New Jersey. Da waren mehr als 4000 Leute, die völlig durchdrehten. Es war das pure Chaos im Pit, auf der Bühne, einfach überall. Es gab keine Barrikade, also alle Möglichkeiten für ein totales Chaos, und das hat uns sehr viel Spaß gemacht.

Kannst du dich an euren schlechtesten Gig/eure schlechteste Tour erinnern?

Der schlechteste Gig, den wir jemals gespielt haben, war in Rochester, New Hampshire, 1998, als wir gerade erst angefangen hatten. Ich glaube, es waren zwei Leute da, um uns zu sehen. Ich kann mich erinnern, dass Buz nach der Show sagte: “Alle festhalten!”, und ich fragte: “Was festhalten?” Er meinte: “Das sinkende Schiff.” Wir hatten die Band erst ein paar Monate und niemand schien sich dafür zu interessieren. Glücklicherweise kämpften wir uns da durch, brachten ein Demo raus, und es fing an, besser für uns zu laufen. Für eine kurze Zeit aber schien es, als würde diese Band scheitern.

Was war das Verrückteste, was UNEARTH je auf Tour passiert ist?

Das Verrückteste, das mir jemals passiert ist, war ein Typ, der mich darum bat, seinen “elephantitus infected ballsack” durch einen Maschendrahtzaun zu signieren. Es war eklig und surreal gleichzeitig. Dieser arme Kerl hatte ein Ei so groß wie eine große Faust.

Was ist das Wichtigste, das du auf Tour bei dir haben musst?

Eine Zahnbürste, um sauber zu bleiben und einen MP3-Player, um vernünftig zu bleiben.

Was sind deine Überlebenstrategien auf Tour?

Gesund essen, üben und Spaß haben. Alles, was man dafür tun muss, um die langen Nächte und die Sauforgien halbwegs gesund zu überstehen. Ich tue mein Bestes, um Fast Food zu vermeiden.

Was würdest du tun, wenn die Band sich auflösen würde?

Entweder von einer Klippe springen oder eine neue Band gründen. Was auch immer einfacher ist...

UNEARTH waren im Laufe der Jahre sehr erfolgreich und haben viel erreicht, wovon andere Bands nur träumen können. Gibt es etwas, was ihr in eurer weiteren Karriere unbedingt noch erreichen wollt?

Unser gemeinsames Ziel ist, das weiterzuführen, so lange wir können, und auch unsere Integrität für die Band intakt zu halten. Wir wollen das tun und so groß wie möglich werden, aber nach unseren Richtlinien. Wenn das bedeutet, so groß zu bleiben, wie wir jetzt sind, soll es so sein. Das ist okay für uns. Es gibt noch mehr Länder, in denen man spielen kann, mehr Bands, die unsere Kindheitsidole waren, mit denen wir touren könnten (Iron Maiden, Testament usw.), größere Bühnen, auf denen man stehen kann. Es gibt immer neue Ziele für unsere Band, und wir hatten immer die Mentalität, sie richtig anzugehen. Jetzt haben wir uns vorgenommen, die beste Platte unseres Lebens zu machen, dann Ende 2008 und das ganze Jahr 2009 überall auf der Welt auf Tour zu sein. Wir werden sehen, was in der Zukunft passiert.

Warum hat euer Drummer Mike Justian die Band verlassen? Wird euer Session-Drummer Derek Kerswill der neue UNEARTH-Drummer sein?

Wir mussten Mike letzten Mai feuern, weil die Spannungen zwischen ihm und den vier anderen Bandmitgliedern immer stärker wurden und seine Live-Performances immer schwächer wurden. Er schien mehr die Party zu genießen, als eine Show ernst zu nehmen. Wir feiern alle und leben uns auf Tour aus, aber wir haben einen Job zu tun, und das hat er aus den Augen verloren. Er ist ein begabter Drummer und auch ein guter Kerl, also wissen wir, dass er die richtige Band für sich finden wird. Und ich bin auch sicher, dass wir ihn on the road wiedersehen werden.
Was Derek angeht, wird er die nächste Platte mit uns einspielen und wird auch bis auf weiteres unser Tourdrummer sein. Es gibt also Chancen, dass er in der Band sein wird, aber wir wollen nichts festlegen, bevor das Album nicht fertig ist. Wir wollen uns gerade auf nichts anderes als die Musik konzentrieren. Wie ich schon sagte, er wird voraussichtlich “The Dude” sein. Er passt persönlich, songschreiberisch und auch, was seine Performance angeht, perfekt zu uns. Es scheint, als wäre er schon seit Jahren in der Band.

Ihr werdet dieses Jahr auf dem Wacken-Festival spielen. Wie fühlt ihr euch, auf diesen großen Event dabei zu sein?

Es ist eine wirkliche Ehre, ein Teil dieses Festivals zu sein. Nichts weiter kann man sagen, als dass wir dankbar sind für die Chance, auf dem größten und bedeutendsten Metal-Festival der Welt zu spielen. Das ist etwas, worauf wir uns mehr freuen, als wir mit Worten beschreiben können.

Arbeitet ihr bereits an einem neuen Album?

Yeah, wir haben bereits sechs oder sieben Stücke geschrieben und werden im Juni mit Adam D. ins Studio gehen. Im Oktober wird das Album dann erhältlich sein. Der neue Stoff ist “harder than hell”. Wir können es kaum erwarten, das Material der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
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